Mittwoch, 31. Oktober 2012

Tablet-Boom -- eine Chance für Verlage?

Wenn ich mich mit Verlagen unterhalte, werden Tablets oft mit E-Readern gleichgesetzt. Das ist natürlich falsch und wohl dem geschuldet, dass einige Verlagsmitarbeiter Tablets "nur im Job" nutzen und dann nur, um E-Books darauf zu testen.
Flurry Blog hat ein paar interessante Zahlen zur Nutzung von Tablets veröffentlicht.
http://blog.flurry.com/bid/90987/The-Truth-About-Cats-and-Dogs-Smartphone-vs-Tablet-Usage-Differences
Dies sind natürlich keine deutschen Zahlen. Trotzdem lohnt es sich, sich diese durch Buchverlagsaugen anzuschauen.
Im Vergleich zu Smartphone-Nutzern sind Tablet-Nutzer älter und entsprechen damit mehr der Zielgruppe vieler Verlage.
Im Vergleich zu Smartphone-Nutzern ist auch der Anteil der weiblichen Nutzer größer. Auch dies hilft dabei, größere Schnittmengen mit der Zielgruppe vieler Verlage zu bilden.
Dann kommen aber Zahlen die ernüchternd sind. 39% der Anwendungszeit bei Smartphones geht zum Spielen drauf. Bei Tablets sind es 67%(!) Tablets werden also als Spielmaschinen genutzt. Das Schlagwort Gamifizierung steht wieder im Raum. Ob das ein guter Weg für einen Verlag ist, muss jeder Verlag für sich selbst entscheiden.
Vor diesem Hintergrund hat der Trend zum Enhancing von E-Books aus verschiedenen Gründen ein wenig ein Fahrt verloren, kann aber ganz sicher nicht tot sein. Tablets sind auch für Buchverlage eine Chance, wenn man die Geräte und seine Nutzer verstehen lernt.

Montag, 29. Oktober 2012

Welches Lesesystem untersützt welche EPUB3-Features?

Die Book Industry Study Group (BIGS) hat, um diese Frage zu beantworten ein Excel-Dokument entworfen, welches auch bisher regelmäßig gepflegt wird.  Diese finden Sie hier:
http://www.bisg.org/publications/product.php?p=26&c=437

Es finden sich hier noch einige Fragezeichen, die man auflösen kann. Wozu ich in den nächsten Tagen auch mit den Autoren Kontakt aufnehme. Ansonsten aber eine wirklich gute Übersicht.

Freitag, 5. Oktober 2012

EPUB3-Reader



Seit ziemlich genau einem Jahr ist die IDPF-Spezifikation von EPUB3, dem neuestem Standard für E-Books nun finalisiert. Aufgrund der Möglichkeiten für die Integration von Multimedia-Elementen und interaktiven Features ist das Interesse von Verlagen groß, Titel in diesem Format anbieten zu können. Welche Reader unterstützen EPUB3 aktuell?

iBooks: In der eReader-Software von Apple für iOS werden seit der Version 2 von Anfang diesen Jahres alle wesentlichen Features von EPUB3 unterstützt - insofern wenig verwunderlich, da in iBooks bereits für ePub 2.0-Dateien einiges erlaubt war, was "offiziell" erst in EPUB3 standardisiert wurde. Nach den bisherigen Tests ist iBooks der Reader mit der bisher weitgehendsten EPUB3-Unterstützung: Die Layout-Features werden fast durchgehend dargestellt, die Multimedia-Einbindung funktioniert problemlos, SVG, MathML und Javascript werden unterstützt. 

Readium: Das IDPF hat mit Readium ein Open Source-Projekt für eine Referenz-Implementierung von EPUB3 gestartet. Readium ist als Plugin für Google's Chrome-Browser realisiert und soll in der finalen Fassung flexibel in andere Anwendungen integrierbar sein. Der Reader liegt als Beta-Version vor, unterstützt aber bereits fast alle wesentlichen EPUB3-Merkmale und kann mittlerweile über den Chrome Web Store installiert werden. Readium ist von besonderem Interesse, da der Reader in einer früheren Version bereits in Play Books, der E-Book-Komponente des Google-Ökosystems eingesetzt wird und dort mit Sicherheit in seiner finalen Version Eingang finden wird. 

Azardi: Die asiatische Softwareschmiede Infogrid Pacific hat mit Azardi einen kostenlosen EPUB3-Reader für Windows, Mac OS und Linux Desktop im Angebot. Das Unternehmen fokussiert sich zwar hauptsächlich auf das B2B-Geschäft, insofern ist fraglich, ob der Reader wirklich marktrelevant für Endkunden werden wird. Momentan ist der Reader jedoch für das Testen von EPUB3-Daten einer der interessantesten. Auch in Azardi werden bereits die wesentlichen EPUB3-Features unterstützt, allerdings setzt der Hersteller leider auf eine proprietäre Scripting-Engine, so dass interaktive Inhalte nach Standard hier nicht testbar sind.

Gyan Reader: Seit kurzer Zeit steht mit dem Gyan Reader auch eine EPUB3-fähige Software für Android-Geräte zur Verfügung. Laut Herstellerangaben werden hier MathML, animiertes SVG, Media Overlays und Fixed Layouts unterstützt. Wie gut der Reader tatsächlich ist, konnte bisher noch nicht getestet werden, ein Vorschau-Video dazu macht aber einen recht guten Eindruck.

Amazon bleibt dagegen mit der Einführung seiner KF8-Technologie bei seiner Politik eines eigenständigen E-Book-Formates, bietet aber mit seinem KindleGen-Tool zumindest eine Import-Schnittstelle für EPUB3 an. Bisher werden darüber jedoch nur die zentralen Layout-Merkmale sowie Audio/Video-Dateien übernommen, eine Unterstützung für SVG, MathML und insbesondere Javascript fehlt komplett - es bleibt zu hoffen, dass der Branchenriese hier bald nachlegt.